Biodiversität im Steinbruch
Naturschützer haben erkannt, dass Eingriffe in die Natur durch Rohstoffabbau nicht zwangsläufig zum Schaden der Artenvielfalt sein müssen. Insbesondere Arten, die auf offenen oder nur spärlich bewachsene und nährstoffarme Flächen, oder auf flache, temporäre Wasserflächen angewiesen sind, besiedeln diese Gewinnungsstätten gezielt. Diese sogenannten Pionierarten mit einer besonders hohen Artenvielfalt sind in der heutigen Kulturlandschaft selten geworden und stehen unter besonderen Schutz. Oftmals sind sie sogar auf Rohstoffabbauflächen angewiesen da ihre Primärbiotope nicht mehr existieren.
Für Schaefer Kalk ist die Förderung der Artenvielfalt täglich gelebte Praxis, sowohl in den aktiven als auch in seinen stillgelegten Steinbrüchen. Für das Unternehmen ist es eine Selbstverständlichkeit und ganz im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens und der Förderung der Artenvielfalt, seltenen Arten schon während des Abbaus beim Besiedeln der Steinbrüche zu helfen. Sowohl Nistplätze des Uhus oder Flussregenpfeifers als auch Tümpel mit Kaulquappen werden während der für die Arten kritischen Zeiten geschützt. Viele Arten nutzen die Veränderungen in der Steinbruchlandschaft und profitieren von den sich bietenden Möglichkeiten auch während des Abbaubetriebes. Diese Lebensräume werden auch als »Wanderbiotope« und »Biotope aus zweiter Hand« bezeichnet.
»Viele durch Menschen geschaffene Landschaftselemente – wie Heiden und Steinbrüche, aber auch Hecken und Bewässerungskanäle – stellen Lebensräume für eine Vielzahl spezialisierter Arten (Haber 1984) und sind heutzutage von großer Bedeutung für den Naturschutz und den Erhalt der biologischen Vielfalt«
(Deutsche UNESCO-Kommission e. V.: Biologische Vielfalt und Bildung für nachhaltige Entwicklung, Seite 10, Bonn 2010)
Der Aufschluss eines Steinbruchs bietet immer auch Chancen für die Natur. Denn nicht erst nach Abschluss einer Lagerstättennutzung, sondern bereits während der Gewinnung und Verarbeitung der Rohstoffe passiert für den Außenstehenden Unerwartetes: Seltene Arten aus Flora und Fauna ergreifen von den ansonsten rar gewordenen freigelegten Trockenflächen, Rohböden, kleinen Steinhaufen und Flachwasserzonen Besitz. Diese Flächen bieten in unserer heutigen Zeit mit intensiver Landwirtschaft wichtige und vielfältige alternative Lebensräume für selten gewordenen oder bedrohte Tier-, Insekten- und Pflanzenarten.
Im Steinbruchbetrieb selbst entstehen viele Lebensräume von ganz alleine. Andere lassen sich im Randbereich des Bruchs leicht anlegen und pflegen. An dieser Stelle lässt sich auch die Gestaltung des Landschaftsbildes mit dem Naturschutz direkt vereinen. Als Sichtschutz angelegte Heckenstrukturen bieten vielen Tierarten Schutz und können bestehende Biotope, wie das Schutzgebiet des Kerkerbachs, mit anderen Biotopen verbinden. Dadurch wird die Verbreitung seltener Arten zusätzlich gefördert. Weitreichende Untersuchungen sowohl in aktiven als auch in stillgelegten Steinbrüchen belegen den Erfolg von gezielten Umweltschutz-Maßnahmen – nämlich genau diese Pflanzen- und Artenvielfalt.
Was für Tiere leben an den Felsen eines Steinbruchs?
Der Landesbank für Vogelschutz in Bayern (LBV) e. V. (www.lbv.de) schreibt dazu: »Stillgelegte Steinbrüche und Gruben stellen für den Naturschutz äußerst wertvolle Flächen dar. In den unzugänglichen, ungestörten Bereichen siedeln sich zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten an. Steinbrüche mit steilen Wänden bieten z. B. Ersatzlebensraum für Uhu oder Wanderfalke.«
Der Uhu gehört zwar (noch) nicht zu den gefährdeten Arten, allerdings kommt er dennoch nicht überall vor. Er nistet gerne in Felswänden, Nischen und Felsbändern, die u. a. bei Arbeiten in Steinbrüchen entstehen.
Die Wanderfalken sind primär Felsbrüter und bewohnen in erster Linie gebirgige Landschaften aller Art sowie Steilküsten und Felswände, wie sie in Steinbrüchen anzufinden sind. Der Bestand der Wanderfalken war durch das in der Landwirtschaft genutzte Insektizid DDT gefährdet. Doch der Bestand hat sich wieder erholt.
Ornithologen erfreuen sich auch an dem Anblick eines Rotmilans. Sie beobachten Rotmilane seit vielen Jahren Rotmilane bei scheinbar völlig normalen Suchflügen in praktisch jedem Steinbruch in Deutschland und dies auch während der jeweiligen Betriebszeiten. Der Grund: Dieser Vogel wählt gern Nistbäume entlang steiler Abhänge oder über Felsklippen, bevorzugt in Randlagen oder in stark aufgelichteten Beständen. Als »Nahrungsgeneralisten« finden Rotmilane in Steinbrüchen ausreichend Futter und das schon während des Betriebes. Die Umgebung auf Hengen mit dem westlich angrenzenden Wald mit seinen hohen Bäumen bietet ihm nicht nur die gewünschten Nistplätze, sondern er nutzt auch gerne die Thermik über Steinbrüchen. Sein Futter findet er zum einen im Bruch selber; hier gibt es reichlich Kleinnager, Kröten und Insekten. Zum anderen findet er auf den Wiesen und Ausgleichsflächen um den Steinbruch herum reichlich Nahrung. Kurzum: Für den Rotmilan sind die Lebensbedingungen auf Hengen genauso optimal wie im derzeitig in Betrieb befindlichen Steinbruch Schneelsberg NO und in unseren stillgelegten Brüchen in Steeden.
Welche Tiere leben am Boden eines Steinbruchs?
In vielen Steinbrüchen bilden sich schon während des Abbaus kleine Seen oder Tümpel. Sie sind beispielsweise bei Kröten sehr beliebt. Die Kreuzkröte nutzt die meist flachen Gewässer für die Aufzucht ihrer Jungen. Ihre Kaulquappen entwickeln sich im Sommer im flachen Wasser dank der angenehmen Temperaturen sehr schnell.
Auch die Wechselkröte – sie ist auch erst am Abend aktiv –, Gelbbauchunke oder Geburtshelferkröte nutzen die Gewässer in Steinbrüchen.
Die Gelbbauchunke ist eine ganz besondere Art, die Naturschützerherzen höherschlagen lässt. Sie ist zwar bisher in Steeden nicht nachgewiesen worden, aber in Hahnstätten haben wir sie seit Kurzem. Unser Ziel ist es, sie auch in Steeden anzusiedeln.
Oft beobachtet werden auch Laubfrösche und Molche. Sie leben meist am Rande der Gewässer. Selbst Eidechsen finden in einem Steinbruch gute Lebensmöglichkeiten. Sie sonnen sich gern auf den Steinen oder verstecken sich im Geröll. Die aufgelockerten Böden nutzen die Tiere u. a. zur Ablage der Eier.
Beim laufenden Betrieb nehmen wir nicht nur Rücksicht auf Tiere, die diese Gewässer nutzen, wir fördern deren Ansiedlung durch das aktive Anlegen von Tümpeln. Sobald Leben in einem Tümpel entsteht, schützen wir diesen Bereich im aktiven Bruch und sperren diesen ab. In aktiven Steinbrüchen gehört es zum normalen Arbeitsablauf, dass sich der Steinbruchbetrieb auf einzelne Bereiche konzentriert und andere Flächen über Wochen oder Monate nicht genutzt werden. Daher ist es leicht möglich auf diese Lebensräume Rücksicht zu nehmen.
Am Boden in Steinbrüchen finden auch eine Reihe von Insekten einen neuen Lebensraum. Der sandig-kiesige Boden ist gut für die Sandläufer und auch Ödlandschrecken oder Sandbienen wurden bereits in Steinbrüchen gefunden. Letztere leben nicht in einem Bienenstock, sondern in Erdlöchern, wie sie in Steinbrüchen zahlreich vorkommen, und sind wichtige Bestäuber von Blumen und Obstblüten.
Auf den Brachflächen rings um einen Steinbruch und auch im Steinbruch selbst siedeln sich zahlreiche blühende Wildblumen an. Diese sind dann ein reichhaltiges Nahrungsangebot für die Insekten. Angezogen von der wild wachsenden Flora werden verschiedene Insekten: Hummeln und Schmetterlinge (sowie ihre Raupen) sind dort ebenso beheimatet wie Blutzikaden, Schwebefliegen oder Bienen.